Kommunikationskompetenz ist nach wie vor gefragt

| Alice Dehner
In der Theorie der Unternehmensführung gibt es wunderbare Fortschritte: Mehr Empathie, Coachingqualitäten für Manager, Zugewandtheit, „soft skills“ eben, die die moderne Führungskraft von Chefs der alten Schule unterscheidet und sie zu „besseren Führungskräften“ macht – jedenfalls ihrer eigenen Einschätzung nach. Umfragen sagen allerdings etwas anderes. Theorie und Praxis klaffen bedauerlich weit auseinander. Was lässt sich dagegen tun? Lesen Sie weiter!
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Die Zahlen sind in der Tat erschreckend: Laut einer Umfrage (siehe SZ vom 13./14.April 24) sind 97% der Führungskräfte der Ansicht, gute Chefs bzw. Chefinnen zu sein. Und nun raten Sie, wieviel Prozent der Mitarbeitenden sich für gut geführt halten? Es sind schlappe 17 %! Da klafft ein Abgrund, der immer noch groß wäre, wenn es doppelt so viele Mitarbeitende wären, die ihren Führungskräften die gleichen guten Noten ausstellen würden, wie die sich selbst. Ein großes Manko ist immer noch die mangelnde Wertschätzung, die Beschäftigte erleben – als ob darüber nicht schon ganze Bibliotheken geschrieben worden wären!

Es ist unbenommen: Führungskräfte stehen meist unter einem hohen Druck! Doch unbenommen ist auch, dass es niemandem guttut, diesen Druck einfach weiterzugeben. Auch den Managern selbst nicht. Jeder, der schon mal rumgebrüllt hat (und das sind wir wohl alle) hat die Erfahrung gemacht: Man fühlt sich keineswegs besser oder gar wohl hinterher, im Gegenteil. Es gibt sehr viel bessere Möglichkeiten, mit dem Druck umzugehen und seinen eigenen Stress zu reduzieren, als andere rund zu machen. Wenn es Sie interessiert, welche das sind, fragen Sie uns!

Aber um nicht immer nur auf unsere eigenen Verdienste in der Weiterbildung von Führungskräften hinzuweisen, zitiere ich an dieser Stelle gern Jürgen Hesse, Co-Autor des Buches „Mein Chef ist irre, Ihrer auch?“, der auf die Frage, ob es manchmal nicht helfe, einen skrupellosen Macher an der Macht zu haben, antwortete: „Man könnte denken, dass Mitarbeiter alles geben, wenn der Chef ein strenges Regiment führt und Angst und Schrecken verbreitet. Es stimmt nur nicht. Es führt eher dazu, dass sie sich von ihrem Chef fernhalten und Pannen nicht eingestehen, wenn sie passieren.“ Vollkommen richtig – und es führt zu noch etwas anderem, dass nämlich eine viel zu große Zahl von Mitarbeitenden quasi auf gepackten Koffern sitzt. Laut einer Erhebung des Gallup-Instituts ist praktisch jeder zweite auf der Suche nach einem neuen Job. Die Gallup-Experten haben ausgerechnet, dass die Kosten in Deutschland dafür bei jährlich über 130 Milliarden Euro liegen. Laut ihrer Analyse sind Defizite im Management vieler Unternehmen der Grund für diese erschreckenden Zahlen. Für die Firmen bedeutet das: Ein Chef, der rumbrüllt, kostet eine Menge Geld! Mitarbeiter, die ersetzt werden müssen, kosten sehr viel mehr als ein Coaching zur rechten Zeit oder eine Weiterbildung in Kommunikation und Umgang mit Stress.

Solch eine Weiterbildung tut jedoch nicht nur Führungskräften gut, auch Personalabteilungen profitieren davon!

Eine Schnittstelle zwischen gestressten Chefs und gestressten Mitarbeitern ist häufig die Personalabteilung. An Personaler werden die höchsten Anforderungen gestellt, was soziale Kompetenz betrifft. Kaum jemand in einem Unternehmen muss mit so vielen unterschiedlichen Menschen kommunizieren, vom Regionalleiter bis zur Reinigungskraft. Kaum jemand sieht sich immer wieder vor so viele knifflige oder heikle Situationen gestellt, von der Personalauswahl über das Lösen von Konflikten bis hin zu Entlassungen. Von der Qualität der Gesprächsführung hängt sehr viel ab. Personaler müssen fähig sein, mit Menschen aus allen Hierarchie-Ebenen den richtigen Ton zu treffen. Dabei wird meistens vorausgesetzt, dass sie das einfach können – eine Schulung darin haben sie nie erhalten.

Doch Personalarbeit ist in allererster Linie Kommunikation. Mehr über die Hintergründe von Kommunikation zu erlernen, steigert sofort die Gesprächsqualität. Wenn man versteht, wie der Gesprächspartner „tickt“, warum er in bestimmten Situationen so und nicht anders reagiert, besitzt man größere Möglichkeiten, Gespräche zielführend zu gestalten. Das macht auch den Umgang mit „schwierigen“ Chefs oder „schwierigen“ Mitarbeitern leichter und verringert das Konfliktpotenzial. Konfliktlösestrategien zu kennen und anwenden zu können sorgt dafür, schnellere und zufriedenstellende Lösungen zu finden. Für Personaler bedeutet die Erhöhung ihrer Gesprächskompetenz, dass sie sich auch in schwierigen Situationen sicherer fühlen, für die Firma bedeutet das mehr allgemeine Zufriedenheit der Mitarbeiter.

Die Transaktionsanalyse zum Beispiel ist immer noch ein unverzichtbares Hilfsmittel zum Verständnis von Kommunikation.

Es lohnt sich, die Transaktionsanalyse von Eric Berne näher kennenzulernen, denn sie bietet eine Reihe interessanter, sehr schnell einleuchtender theoretischer Ansätze, die Verhalten und Kommunikation begreifbar machen und die sich leicht in die Praxis umsetzen lassen. Man kann die Transaktionsanalyse, die aus der humanistischen Psychologie kommt, als Psycho-Logik für den Berufsalltag bezeichnen, denn viele Verhaltens- und Reaktionsweisen werden psycho-logisch ableitbar, wenn man das dahinterliegende Muster verstanden hat. Plötzlich wird klar, warum Kommunikationsprozesse so und nicht anders ablaufen und plötzlich wird auch klar, warum es bislang in manchen Situationen immer wieder zu Schwierigkeiten und Missverständnissen kam. Das bietet mehr Sicherheit im Umgang mit schwierigen Gesprächen, ganz besonders, wenn man es im Seminar, so gut eingeübt hat, dass man sich auch in der realen Alltags-Situation sicher fühlt mit den neuen Gesprächstechniken.